Die letzten Stunden haben geschlagen für:

ehemalige Metzgerei Schmengler

Haus Geschwister Heck, jetzt Hermann´s Objekt

Pützborner Mühle

 

Mühle Pützborn

 

Alois Mayer

 

Acht Kilometer ist der kleine Pützbach von seiner Quelle bei Waldkönigen nun schon geflossen. Zwei Kilometer hat er noch, bis er in Gemünden sich mit der Lieser vereinigt. Aber auf diesen wenigen Kilometern hat der Bach bereits viel gesehen und erlebt, seltene Pflanzen und gaukelnde Schmetterlinge, bunte Eisvögel und zahlreiche Fischreiher. Er hatte Wasser für heute stillgelegte Mühlen in Steinborn und Neunkirchen geliefert, lernte drei beschauliche Dörfer kennen, floss an vielen Dreesen und Sauerbrunnen vorbei und ist nun angekommen in dem Dorf, das einen doppelt gemoppelten Namen hat: ‚Pütz-‚ (Pfütze, Brunnen) und ‚-born‘ (Brunnen). Auch in diesem Dorf hatte der schmale Bach noch bis in die 1950er Jahre eine Mühle betrieben.

 

Dieses dereinst kleine Dorf ist heute der größte Stadtteil Dauns, in die es 1969 eingemeindet wurde. Sein anmutiges Tal, das Radfahrern und Spaziergängern Abwechslung und pure Natur schenkt, gefiel schon den Römern und Kelten, von denen beim Wegebau in Richtung Gemünden Gräber mit Beigaben gefunden wurden.

 

1220 wurde Pützborn urkundlich erwähnt. Sein Name wandelte sich mehrmals, von Buczvure (1344), Putzbair (1489), Putzbor (1562) bis zum heutigen Dialektwort ‚Betzber‘ für Pützborn.

 

Es gehörte damals dem Grafen von Vianden. Weil dieser freundschaftliche Beziehungen zu den Manderscheidern unterhielt, gab er denen auch die Hälfte des Ortes zu Lehen. Um die andere Hälfte stritten sich mehrere Herrschaften. Nicht, weil die Häuser besonders hübsch waren, sondern weil die Herren von den Zehntabgaben der Bauern lebten und diese Fron- und unter Umständen auch Kriegsdienste leisten mussten. 1544 forderte der Trierer Erzbischof dies ausdrücklich: „Die Leute von Newkirch und Botzbur sollen in der Leibeigenschaft bleiben.“

 

Ebenso wurden die Bewohner Pützborns verpflichtet, all ihr Getreide nur in der Mühle Pützborn mahlen zu lassen, weil die Herren Grafen ihren Anteil von dem Mahllohn, quasi als Nebenverdient, erhielten. 1587 zahlt die Pützborner Mühle 19 Albus und 6 Heller Mühlenpacht an die Kellnerei Manderscheid.

 

Noch 1562 ist davon die Rede, daß „zwye halbe dorffern, Nuynkirchen und Putzbor“ mit allem Zubehör – und dazu gehörte auch die Mühle - dem Manderscheider Grafen Diedrich VI. persönlich auf dem Viandener Schloß ‚ausgeliehen‘ wurde. Als das Manderscheider-Schleidener-Virneburger Geschlecht im Mannesstamme ausstarb, gelangte das halbe Dorf im Laufe der kommenden Jahrhunderte und nach vielen Streitigkeiten in den Besitz der Herzöge von Aremberg. Bei diesen verblieb es dann bis zur französischen Revolution 1794, die alle Macht- und Besitzverhältnisse im Eifelraum änderte.

 

Schöne, alte und typische Eifel-Fachwerkhäuser sind im Ort nicht mehr zu finden. Die, die dereinst dort standen, wurden alle Raub von Flammen, als 1796 Pützborn total abbrannte. Nur eine einzige Hütte und das Kirchlein blieben bestehen. Aber auch die etwas außerhalb des Ortskern gelegene Mühle blieb erhalten und konnte sich auf ihr Entstehen im 12. Jahrhundert berufen.

 

Bis 1800 stets in gräflichem Besitz, wurde sie 1803 durch die Franzosen beschlagnahmt und öffentlich versteigert. Sie ging dann in den Besitz der Müllers Christoph Budinger über, der ebenfalls die Mühlen in Gemünden und Neunkirchen betrieb. Sein Sohn Franz, der das Dauner Mädchen Gertrud Jager ehelichte, übernahm sie 1860. Kaum zu glauben, dass zu seiner Zeit elf Personen in dem kleinen Haus mit den wenigen Zimmern lebten. Deren Tochter Katharina heiratete 1893 den Landwirt und Müller Nikolaus Hennen aus Steinborn, in deren Familie die uralte Getreide- und Sägemühle Pützborn verblieb. Völlig unrentabel geworden und vom kleinen Pützbach während der Sommermonate oft mit Wasser unterversorgt, gab der letzte Müller, Johann Hennen, 1952 seinen Mühlenbetrieb auf.

 

Die kommenden Jahrzehnte ließen das alte Wehr der Mühle zerfallen, das letztlich eine Barriere im Pützbach bildete und einer ökologischen Entwicklung des Gewässers im Wege stand. Ebenfalls verfiel das unbewohnte Gebäude immer mehr, bis es eben 2019 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde und durch eine Grünfläche abgelöst wurde.

 

Bewohner und Gäste haben sie fast schon aus der Erinnerung gestrichen, so als sei sie nie dort gestanden. Dabei hatte die Pützborner Mühle fast ein Jahrtausend das Ortsbild als auch das Leben und Treiben im Dorf mit geprägt. Ihr Aussehen war schon beeindruckend, so dass sie oft fotografiert und gezeichnet wurde, unter anderem auch von dem berühmten Eifelmaler Fritz von Wille.

 

Einsam stand sie dort am Fuß des Waldes Warth und am Pützborner Hang, der heute von vielen Neubauten ebenso total zugebaut ist wie auch der Mühlengraben und die vielen saftigen Wiesen, auf denen dereinst das Mühlenvieh graste.

 

Gemeindehaus